Brot, Wein und Krebse
Das Innere der in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts erbauten Kirche wirkt freundlich und lebendig dank der Fresken von Cristoforo II. Baschenis: er gehörte einer aus den Bergtälern der Provinz Bergamo stammenden Künstlerfamilie an, die im 15. und 16. Jahrhundert verschiedene Kirchen im Ost-Trentino, vom Val di Sole bis zum Val Rendena, ausgeschmückt haben.
Zentral abgebildet auf der Gewölbedecke des Presbyteriums ist der Christus Pantokrator, in Begleitung der Kirchenväter. In der Apsis befindet sich eine große Kreuzigungsdarstellung, und an der linken Wand das Letzte Abendmahl.
Und ein näherer Blick auf dieses Fresko lohnt sich besonders.
Auf dem Tisch liegen zwischen den Tellern verteilt viele kräftig rote Krebse. Und diese außergewöhnliche Speise taucht öfters auf in den Werken der Baschenis.
Historisch gesehen waren Süßwasserkrebse im Mittelalter durchaus beliebt, und standen in dieser und anderen Gebieten des Trentino auf dem Speiseplan. Die zusätzliche symbolische Bedeutung ist aber noch ein bisschen rätselhaft.
Laut der gängigsten Theorie symbolisieren die rückwärts laufenden Krebse den Übergang vom Tod zur Auferstehung, während die tiefrote Farbe ein Hinweis auf die bevorstehende Geißelung und Kreuzigung Christi ist. Einer anderen Theorie zufolge verweist aber der Rückwärtsgang des Krustentiers auf Judas und die Häretiker, die sich mit ihrem Verhalten von den Lehren Christi abwenden.
Wie dem auch sei, die Schönheit der Fresken ist in jedem Fall beeindruckend.