Wie ein Einheimischer durch Trento streifen
Ein Pflichtprogramm für alle, die das echte Trento mit seinen wahren Reizen kennenlernen wollen
Trento hat viele Gesichter. Es ist eine mit Fresken geschmückte Renaissancestadt, die auf antiken römischen Siedlungen errichtet wurde. Dort fand im 16. Jahrhundert das Konzil von Trient statt und noch heute zeugen prächtige Paläste von der einstigen Macht der Stadt. Die Stadt liegt eingebettet zwischen den Bergen und ihr wird nachgesagt, dass sie mit die höchste Lebensqualität in Italien hat. Das wirklich besondere aber ist, dass Trento zwei Kulturen hat: Dort treffen an der Etsch Mitteleuropa und Italien zusammen, alpiner Flair und mediterrane Leichtigkeit.
Begeben Sie sich mit uns auf einen Streifzug durch enge Gassen zu alten Kunstschätzen, besten Bars und originellen Läden von Trentos Innenstadt. Wir zeigen Ihnen unsere Stadt, unseren „El giro al Sass“.
Auf der Suche nach neuen Perspektiven
El Giro al Sass – der typische Stadtspaziergang der “Locals”
El Giro al Sass - diesen Ausdruck kennt jeder Trentiner. Er beschreibt die klassische Runde durch die Straßen des historischen Zentrums, die ein Viereck zwischen den Palästen und den zentralen Plätzen bilden. Die Einheimischen lieben diese Tour, vor allem am Samstagnachmittag. Dann schlendern Sie unbeschwert durch die Gassen, betrachten die Schaufenster, shoppen vielleicht ein bisschen und ratschen mit Bekannten, die sie zufällig auf der Straße treffen.
Auch wenn alle Trentiner wissen, was der Ausdruck bedeutet, so wissen wahrscheinlich die Wenigsten, woher der Ausdruck wirklich stammt. „Sass“ bedeutet im Dialekt Stein, und aus Steinen war das geschichtsträchtige, bevölkerungsreiche Viertel gebaut, wo sich heute die Piazza Cesare Battisti befindet. Im Herzen der Stadt. Das quirlige Stadtviertel bestand aus kleinen Gassen, den sogenannten fossati, und zahlreichen eng aneinander gelegenen Häusern. Es gab viele Tavernen und viel Musik. Anfang der 30er Jahre bemühte man sich, das Viertel auf Vordermann zu bringen und verbesserte sowohl die hygienischen Bedingungen als auch das Stadtbild.
Spaziergang entlang der Via Oss Mazzurana…
Der Ausgangspunkt der Tour
Wer die klassische Tour machen möchte, geht bis Via Oss Mazzurana Ecke Via Oriola. Dorthin gelangen Sie am besten, indem Sie die Piazza del Duomo hinter sich lassen, nach links gehen und die pittoreske Piazza Pasi überqueren. Bitte beachten Sie die rötlich schimmernden Pflastersteine, auch bekannt als Rosso Trento. Übrigens findet man diese roten Steine auch in anderen Ecken der Stadt, gerne auch versteckt auf den Terrassen. Vergessen Sie nicht, einen Blick nach links auf den Palazzo Niccoli zu werfen. Dort haben Arbeiter an der Hauptfassade kürzlich wunderbaren Marienfresken ans Licht gebracht.
Nachdem Sie gemütlich über den Platz geschlendert sind, steuern Sie auf die Via Oss Mazzuranazu. Nach wenigen Schritten steht auf der rechten Seite die beeindruckende Quadersteinfassade des Palazzo Tabarelli. Wer sich für Architektur interessiert, den erinnert sie an die Baukunst von Ferrara und Bologna. Etwas weiter, auf der gleichen Seite direkt an der Ecke mit der Via Diaz, sollten Sie die gut erhaltenen Fresken des Palazzo Cazuffi bewundern (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen, eher ikonischen Haus, das auf der Piazza del Duomo steht). Sie zieren die ganze Fassade bis unter das Dach. Wirklich sehenswert.
Die teuflische Legende
Gehen Sie weiter, vorbei an Schaufenstern, Lokalen und dem Haupteingang des Teatro Sociale, bis Sie das Ende der Straße erreichen. Bevor Sie rechts auf der Via Manci abbiegen, halten Sie einen Moment inne und schauen nach links. Sie sehen eine weiße, elegante Fassade mit klassischen Stilelementen und einer massiven Holztür, die sich zwischen doppelten korinthischen Säulen öffnet und von einem kleinen Balkon überragt.
Es handelt sich um den Palazzo Fugger Galasso, besser bekannt unter dem Namen Palazzo del Diavolo – der Palast des Teufels. Zu dessen Berühmtheit hat J. W. Goethe beigetragen. Er erzählt in seinen berühmten Italien Reisen, dass dieser Palast in nur einer Nacht gebaut wurde, wozu der reiche Bankier Georg Fugger einen Pakt mit dem Bösen geschlossen hatte.
… und entdecken Sie die kunstvollen Linien auf der Fassade des „El Canton“…
Spaziergang entlang der ehemaligen Via Lunga
Nehmen Sie den Spaziergang wieder auf und laufen auf der Via Manci weiter – übrigens hieß sie früher Via Lunga. Auch hier lohnt sich ein Blick auf den Boden, denn dieser besteht – genauso wie die Paläste – aus wunderbarem Porphyrgestein.
Etwa auf der Hälfte der Straße, sticht auf der linken Seite die bemalte Fassade des Palazzo Saracini Cresseri ins Auge. Dort befindet sich der Sitz des Museo Alpino, des Museums des Alpenvereins. Das Gebäude wurde 2019 an die Stadt übergeben und aufwendig restauriert. Dabei entdeckten Arbeiter außergewöhnliche, zweidimensionale Renaissance-Fresken, die das Auge des Betrachters optisch täuschen.
Im weiteren Verlauf der Straße kommt man an kleinen Quersträßchen vorbei, die alle voller hübscher Geschäfte und Boutiquen sind. Wir empfehlen Ihnen aber, auf der Via Manci zu bleiben und bis zur Kreuzung mit der Via San Marco - die unter dem Turm des Castello del Buonconsiglio verläuft - weiter zu laufen. Diese historisch bedeutenden Ecke nennen wir „El Canton”. Hier liegen mehrere prächtige Paläste nebeneinander, die mit zahlreichen Balkonen, Logen und Rundbögen um die Aufmerksamkeit der Betrachter buhlen. Nach einer Pause setzen wir die Tour „Giro al Sass” auf der Via San Pietro fort.
… und die vertikalen Linien der Gotik…
Die Kirche und die Straße, die dem heiligen Petrus gewidmet sind
Genießen Sie das Ambiente und folgen Sie der Straße im Uhrzeigersinn. Biegen Sie rechts in die Via San Pietro ein, die ihren Namen nach der gleichnamigen Kirche trägt. Sie steht direkt vor der Galleria dei Legionari, einem Durchgang zur Piazza Cesare Battisti.
Auch diese Kirche strahlt neu renoviert in voller Pracht und die gotischen Elemente des 19. Jahrhunderts kommen wunderbar zur Geltung. Die Kirche selbst wurde übrigens seinerzeit auf den Ruinen einer Kirche aus dem 12. Jahrhundert erbaut. Dahinter befinden sich die bezaubernde Piazzetta Anfiteatro und ein Gewirr von Gassen, die von niedrigen Gebäuden umgeben sind. Sie gehören und zu den schönsten und typischsten Bauten der Stadt, sind aber weniger bekannt.
… ohne wertvolle Details zu übersehen.
Vorwärts gehen, um zurück zu kommen
Gehen Sie weiter auf der breiten Via San Pietro, die von hell erleuchteten Schaufenstern gesäumt ist. Folgen Sie ihr bis Largo Carducci, wo der alte öffentliche Schlachthofs mit der Casa Torre Benatti steht. Nun halten Sie sich rechts und erreichen wieder das pulsierende Zentrum der Stadt. Vorher aber sollten Sie den Turm hinaufblicken, denn an der schmalen Seite prangt eine gemalte Sonnenuhr aus dem 17. Jahrhundert.
Ein Stückchen weiter erreichen Sie einen einst wichtigen Ort, an dem sich sieben Straßen treffen. Im Mittelalter pulsierte hier das Leben und Händler vertrieben ihre Waren. Noch heute reihen sich hier Geschäfte und Bars aneinander und bieten alle nur erdenklichen Waren feil. Nehmen Sie sich ausgiebig Zeit für das letzte Wegstück und genießen Sie die Mischung aus Vergangenheit und Gegenwart.
Über die Via Oriola erreichen Sie dann wieder den Ausgangspunkt.