S. Romedio ein Geheimtipp
Herzen des Trentino, im Val di Non, gibt es einen Ort, der in Spiritualität gehüllt ist: der Wallfahrtsort San Romedio.
Im Herzen des Trentino, im Val di Non, gibt es einen Ort, der in Spiritualität gehüllt ist: der Wallfahrtsort San Romedio. Das Kloster, das eindrucksvoll inmitten eines Waldes emporragt, ist dank seiner Schönheit berühmt geworden. Aber wie bei jedem respektablen alten Ort, ist auch dieser hier von Legenden und Geschichte umgeben. Die Geschichte erzählt von Romedius di Thaur, der nach Trento aufbrechen wollte, um sich dort vom Bischof Vigilio zu verabschieden und dessen Segen zu erhalten. Also bat er einen seiner Schüler, ihm das Pferd zu satteln. Dieser kam allerdings entsetzt zurück und berichtete ihm, dass das Pferd von einem Bären gerissen worden war. Worauf der alte Einsiedler, der bereits von einer heiligen Aura umgeben war, seine Fassung nicht verlor und erwiderte: „Dann leg dem Bären das Zaumzeug an.“ Der Schüler, der Romedius blind vertraute, lief zurück und näherte sich, wenn auch zögerlich, mit dem Zaumzeug dem Tier, das auf wundersame Weise gehorchte, den großen Kopf neigte und sich friedlich satteln ließ. So erreichte der Heilige im Trott auf einem Bären Trento.
In Erinnerung an diese Legende beheimatet der Wallfahrtsort seit den 50er Jahren regelmäßig einen halbgezämten Bären, auf Initiative des damaligen Senators Graf Gian Giacomo Gallarati Scotti, Ehrenmitglied des italienischen WWF-Stiftungsausschusses, der einen zum Sterben bestimmten Bären gerettet hatte und diesen, als erster, dem Wallfahrtsort stiftete. Seither hat das Wildgehege des Wallfahrtsortes San Romedio zahlreichen Exemplaren von Braunbären, aus dem Trentino aber nicht nur, Zuflucht geboten.
Errichtet auf einer 70 Meter hohen Kalksteinklippe, umgeben von einer herrlichen Naturlandschaft, besteht dieser architektonische Komplex, der im Laufe der Zeit entstanden ist, aus einer Reihe an Kirchen und Kapellen. Die älteste Kapelle des Gebäudekomplexes stammt aus dem 11. Jahrhundert. Im Laufe der Jahrhunderte wurden dann drei weitere Kirchen, zwei Kapellen und sieben Passionskapellen errichtet. Bezeichnend für die Anlage ist die steile Treppe mit 131 Stufen, die die verschiedenen Ebenen miteinander verbindet. Der Wallfahrtsort wird heute von Franziskanermönchen geleitet und ist eine beliebte Pilgerstätte, die jährlich von über 200.000 Menschen besucht wird, einschließlich derer, die den Glaubenspfad „Jacopeo d'Anaunia“ zurücklegen. Dieser ist 170 km lang und normalerweise in einer Woche zu bewältigen, oder aber in drei Tagen in der verkürzten Version, und durchquert als Rundwanderung das Val di Non, entlang seiner Dörfer, Wälder und Wildbäche, mit Ausgangspunkt in Sanzeno und dem Besuch des Wallfahrtsortes und der Basilika der heiligen Märtyrer als Etappe auf halber Strecke.