Die Pferderetterin von Val di Fassa
Carlotta Buonomini ermöglicht misshandelten Tieren ein besseres Leben im Trentino
„Es ist eine Lebensentscheidung“, betont Carlotta Buonomini und wirkt sehr zufrieden mit der Entscheidung, die sie für sich getroffen hat. Denn die 39-Jährige hat vor längerer Zeit beschlossen, ihr Leben den Pferden zu widmen. Genauer gesagt solchen Tieren, die schlecht behandelt wurden, und in ihrer Obhut nun eine Zuflucht haben, ein Zuhause, an dem sie sich sicher und geliebt fühlen. Dieses befindet sich in Campitello di Fassa, für Carlotta „einer der schönsten Orte der Welt“.
Doch die Schönheit des Tales war nicht der einzige Grund für die Toskanerin, um ins Trentino zu ziehen. „Die Bedingungen hier, in 1.500 Metern Höhe, sind ideal für die Erholung der Pferde. Die Kälte, die Ruhe, die Luft tun ihnen wahnsinnig gut und lässt sie schnell wieder genesen“, erläutert Carlotta. Sie selbst genießt ebenfalls die wunderbare Natur und die Stille des Val di Fassa. Zudem fühlt sie sich sehr wohl im Kreise der Trentiner, die sie als „sehr freundlich“ und „unglaublich hilfsbereit“ beschreibt. „Oft besuchen uns Kinder aus der Nachbarschaft und helfen uns mit den Tieren, einfach so, ohne Entgelt“, erzählt Carlotta.
Denn in ihrem Reitzentrum, dem Charlotte Horse Riding ASD in den Dolomiten, ist jede Unterstützung willkommen. Mit zwei weiteren Mitarbeitern versorgt die 39-Jährige rund 20 Tiere, darunter sind neben Pferden auch einige Ponys. Hier bietet sie Besuchern auch Reitausflüge an, jedoch geht es bei ihrer Arbeit in erster Linie darum, die misshandelten Pferde zu heilen. Oft handelt es sich dabei nicht nur um physische, sondern auch um psychische Schäden. Über Herkunft und Probleme der Pferde spricht sie auch mit den Gästen bevor sie ausreiten. „Ich möchte möglichst viele Menschen für Pferde begeistern, ihnen die Freude am Reiten näherbringen und in ihnen die Liebe zu diesen besonderen Tieren wecken“, erklärt Carlotta.
Ihre Leidenschaft für Pferde begann bereits in ihrer Kindheit. Sie ist schon als kleines Mädchen geritten, hat schon immer Pferdesport getrieben. Später brach sie ihr Medizinstudium ab und beschloss nach Kap Verde in Afrika zu gehen. Hier traf sie erstmals auf eine misshandelte Stute. Sie befand sich in einem sehr schlechten Zustand, war untergewichtig mit schwerer Dermatitis. „Ich beschloss, mich um die Stute zu kümmern, pflegte sie gesund. Es hat mir eine große Genugtuung verschafft“, erinnert sie sich. Das war der Beginn ihrer Pferderettungsmission. Nachdem sie sich um zahlreiche Tiere in Afrika gekümmert hatte, beschloss sie nach Italien zurückzukehren und hier ihr Vorhaben fortzusetzen.
So kam sie 2016 ins Trentino und eröffnete einen Reitstall in Campitello di Fassa, in dem sie traumatisierte Pferde behandelt. Von hier aus starten auch die Reitausflüge, hier, in der vertrauten Umgebung des Tieres kann die Annäherung zwischen Mensch und Pferd leichter erfolgen. Zusätzlich bietet Carlotta aber auch als eine der wenigen Reitlehrerinnen der Region das Equestrian Ski Dragging oder Skijoring an. Dabei handelt es sich um einen Wintersport, bei dem ein Ski- oder Snowboardfahrer von einem Pferd über bestimmte Hindernisse gezogen wird. Dabei scheinen beide, Tier und Sportler, jede Menge Spaß zu haben.
Schließlich geht es Carlotta vor allem um das Wohlergehen der Pferde. Sie stehen für sie an erster Stelle, ihnen hat sie ihr Leben gewidmet. Und das möchte sie auch in Zukunft tun. Bisher konnte sie insgesamt 111 Pferde retten.