Beeren(aus)lese
So lecker schmeckt der Sommer in den Bergen
Welcher Geschmack hat der Sommer in den Bergen?
Da ist das satt leuchtende Grün der sonnenbeschienenen Hänge, das dunklere Smaragdgrün der schattigen Natur, die Lust auf einen Spaziergang, der liebliche Duft der Blumen, bunte Blütenblätter, deren Farben man am liebsten stehlen würde, die feuchte, erdige Kühle des Untergrunds. Im Mund entfaltet sich der volle Geschmack einer zarten, saftigen Beere, die zwischen Zunge und Gaumen zergeht und deren Nektar gerade schon deine Lippen gefärbt hat, in Rot, Schwarz oder Violett.
Leckere kleine Waldfrüchte, die den Kindern den Sommer versüßen. Sicher, inzwischen haben wir gelernt, sie zu kultivieren, in geeigneten Gebieten werden sie angebaut, aber nicht umsonst macht unser uralter Jagd- und Sammeltrieb alles viel spannender. Und das gilt bestimmt auch für dich!
Manche Teilstücke der Geschichte gehen nur einige an, und dann ist da der Mythos, der allen gehört. Ein gewisser Sammeleifer ist uns angeboren und erneuert sich mit jeder Generation, vor allem wenn er auch noch das Wasser im Munde zusammenlaufen lässt!
Die Geschichte der Waldbeeren
Ebenso wie die Wildkräuter, geerntet im Garten der Natur unter freiem Himmel, so waren in der Tradition der Bergbauern auch Brombeeren, Himbeeren, Heidelbeeren, Preiselbeeren und Walderdbeeren eine Nahrungsquelle und Lebensgrundlage. Und aus der Not wurde eine Tugend, die eine bis heute unübertroffene kulinarische Identität geprägt hat.
Früher waren die Kinder tagelang zum Beerensammeln unterwegs und brachten das, was sie nicht schon gleich genascht hatten, nach Hause, wo die Frauen daraus allerlei Leckeres, Säfte und Arzneimittel zubereiteten, und im Herbst kauften die Familien vom Erlös der Beeren Schuhe und Schulbücher.
Die Beeren wurden als echte Schätze angesehen, die in der Stadt durchaus hohe Preis erzielten.
Der Mythos der Bergfrüchte
Da ist der Schneewittchen-Kuchen (mit Himbeeren), da sind die Streifzüge durch die Wälder, auf der Suche nach diesen delikaten kleinen Früchten, die anderswo nur schwer zu finden und nach dem Pflücken nicht lange haltbar sind. Weidenkörbe, die sich erst nach Stunden füllen. Kinder, die sich über jeden Fund begeistern und sich einen Wettkampf um die letzte Beere liefern. Die Enttäuschung, wenn dir an einer Fundstelle gerade jemand zuvorgekommen ist.
Und dann war und ist da vor allem der Sommer. Die Beeren der Berge brauchen die wärmenden Strahlen der Höhensonne, aber auch die Kühle, die Feuchtigkeit des Bodens, den Tau, die saubere Luft, um gesund zu reifen. Aus all diesen Elementen entwickeln sie ihr Aroma und ihre Eigenschaften.
Kannst du dich noch erinnern, wann das letzte Mal Beeren gepflückt und direkt von der Hand in den Mund gegessen hast? Und an das Gefühl, einen kostbaren Schatz mit nach Hause zu bringen? Ein Kindheitsgefühl, das auch deine Kinder teilen?
Beeren sammeln in den Bergen
So ist es im Trentino: wo es einen Wald gibt, gibt es auch einen Spazierweg. Und wo immer man im Sommer unterwegs ist, in egal welchem Tal des Trentino, kann man Waldbeeren antreffen. Wenn man sich nicht sicher ist, sie richtig zu erkennen, sollte man davon absehen, sie zu pflücken, und sich darauf freuen, sie in den Almhütten oder Gasthöfen zu genießen – die haben genügend davon geerntet, um sich daran satt zu essen und wahrscheinlich sogar leckere Marmeladen, Kuchen und Süßspeisen oder andere Gerichte damit zubereitet.
Neben dem köstlichen Geschmack weisen die Waldbeeren auch außergewöhnliche Eigenschaften auf: sie haben einen sehr geringen glykämischen Index und sind reich an Vitaminen, insbesondere Vitamin C, natürlichen Antioxidantien, die anregend und schützend auf das Immunsystem wirken, sowie an Mineralien und Ballaststoffen.
Und sie sind umso gesünder, wenn man auf der Suche nach diesen Früchten angenehme und aktive Stunden in der Natur verbringt!
Beeren der Bergwelt
Ab Anfang Juni kann man je nach Höhenlage die ersten reifen Beeren finden.
Die typischste Waldbeere unserer Berge ist die wilde Heidelbeere, die kleiner ist als die Kulturbeere, aber dafür viel süßer. Die Sträucher erzeugen einzeln an den Zweigen stehende Früchte, also keine Rappen. Man könnte sie verwechseln mit der falschen Heidelbeere (Rauschbeere) die an ähnlichen Standorten wie die echte Heidelbeere vorkommt. Aber mit diesem Test lassen sie sich identifizieren: wenn beim Zerdrücken der Beere rötlicher Saft austritt, handelt es sich um eine Heidel- oder Blaubeere, wenn der Saft weißlich ist, um eine falsche Heidelbeere (die übrigens nicht giftig ist, außer sie wird in großen Mengen verzehrt).
Von ähnlich dunkler Farbe ist die wilde Brombeere, die an dornigen Ranken wächst, so dass man aufpassen muss, sich nicht zu stechen. Ihre volle Reife erreicht sie im August und September, wenn die Früchte, die zunächst grün und dann rötlich sind, ihre schwarze Farbe annehmen. Im Juni erkennt man die Hecken an ihren weißen und rosa Blüten. Die Brombeere ist eine widerstandsfähigste Pflanze, die sich leicht ausbreitet, und wenn man einen guten Standort findet, fällt einem ein Schatz in die Hände.
Auch die Pflanzen der wilden Himbeere haben kleine Stacheln gleich oberhalb der Früchte, die in lockeren Rispen wachsen und im Spätsommer ihre volle Süße erreichen. Im Unterschied zu kultivierten Himbeeren sind sie rundlicher, nicht länglich geformt. Bevor die Beeren reif sind, kann aus den Blättern und sogar den weißlichen Blüten Tees mit hervorragender desinfizierender, harntreibender und lindernder Wirkung zubereiten.
Walderdbeeren sind eine wahre Köstlichkeit und vielleicht die Lieblingsbeeren von Kindern. Sie sind leicht zu erkennen, zu pflücken und auch zu finden, denn ihre Reifezeit beginnt im späten Frühjahr und dauert bis in den Spätherbst. Aber auch sie hat einen Doppelgänger: die Scheinerdbeere. Sie ist nicht giftig, verursacht aber bei übermäßigem Verzehr Magenkrämpfe und Durchfall. Wie kann man sie unterscheiden? Die Scheinerdbeere ist größer, und hängt vor allem nicht zum Boden hinunter, sondern steht wie eine Blüte auf einem geraden Stiel.
Die Preiselbeere ist rot wie Feuer und glänzt wie Wasser. Die traubenartig angeordneten Beeren sind sehr durstlöschend. Sie wachsen an dornenlosen Sträuchern mit sehr dichtem Blattwerk, die eine Höhe von ca. einem Meter erreichen. Es handelt sich um die Beeren mit dem höchsten Gehalt an Kalzium, Eisen, Kalium, Magnesium und Natrium. Man sollte nur vollreife Beeren pflücken, denn nachdem man sie von der Pflanze abgemacht hat, reifen sie nicht nach.
Wer Lust bekommt, süße oder herzhafte Speisen mit Beeren zuzubereiten, kann mit unseren Sommerrezepten beginnen. Und dann noch ein bisschen weiter experimentieren!