Von verbotener Liebe, schwarzen Rittern und tyrannischen Herrschern
Um die Burgen und Schlösser im Trentino ranken sich zahlreiche Mythen und Legenden
Frankfurt am Main/Trento, 05. Oktober 2021 – Die rund 150 Burgen und Schlösser im Trentino bieten eine Fülle künstlerischer und architektonischer Schätze, spannende Familienhistorien ihrer Besitzer und schier unendliche Erzählungen von mythischen Wesen, die einst in ihren Mauern umherstreiften.
Die Reise durch die Geheimnisse der Trentiner Burgen beginnt mit dem Castel Nanno im Val di Non. Elegant erhebt sie sich nur wenige Schritte vom gleichnamigen Dorf auf einem Hügel, der sie weit über die Weiten der Apfelplantagen hinaus sichtbar macht. Im ersten Stock der Anlage soll der Sage nach ein tragisches Ereignis stattgefunden haben. Alles begann mit der Liebesgeschichte von Melisenda und Ludovico di Castel Sporo, deren Zuneigung von der Familie unerwünscht war. Die beiden Liebenden trafen sich dennoch im Schutz einer Eiche, die heute noch existiert. Ihre heimlichen Treffen blieben jedoch nicht unentdeckt, und so wurden die Liebenden zur Strafe in einer Nische im ersten Stock der Burg lebendig eingemauert. Bis heute zeugen die Mauern von Castel Nanno von ihrem Schicksal: Es heißt, dass jede Nacht im Mai die Tränen und Klagen der beiden als ewiges Vermächtnis der zerbrochenen Liebe widerhallen.
Entlang der historischen Via Claudia Augusta Altinate, auf dem Gipfel des Tegazzo-Hügels, steht Castel Pergine, das einzige Schlosshotel Trentinos. Die ehemalige Festung wurde im 16. Jahrhundert erweitert, als der Fürstbischof von Trient die „Ala Clesiana“ erbauen ließ. Heute bietet das herrschaftliche Gebäude 20 Zimmer in drei Türmen sowie ein Restaurant. Hinter den Burgmauern können Gäste nicht nur übernachten, sondern auch interessante Reminiszenzen wie das Gefängnis, die Kaminkammer, den Thronsaal oder die Kapelle Sant'Andrea besuchen. Die bekannteste Legende ist die der „Weißen Dame“. Sie erzählt von einer schönen Frau, die seit Jahrhunderten hinter den Burgmauern gefangen ist. Die Frau mit goldenem Haar war die Gemahlin eines Hauptmanns, der im Mittelalter das Dorf Pergine tyrannisierte. Müde von ihrem entbehrungsreichen Leben an der Seite des Tyrannen zog sie eines Abends bei Vollmond ein weißes Seidenkleid an, das im Mondlicht glänzte, löste ihren Zopf und warf sich aus dem Esszimmerfenster ins Freie. Noch heute, in Vollmondnächten, sieht man an den Fenstern des Schlosses von Pergine angeblich den flüchtigen Schatten einer schönen Frau, die mit einer von Tränen erstickten Stimme ein süßes Lied singt, das melancholisch die Freiheit preist.
Im Herzen des Etschtals, auf einem Hügel auf halbem Weg zwischen Trient und Rovereto, liegt Castel Beseno, die wohl beeindruckendste Festung im ganzen Trentino. Auch um sie ranken sich Legenden. Die bekannteste erzählt vom schwarzen Ritter, der einst in Besenello mit strenger Hand herrschte. Das Volk, das von der Dauer-Unterdrückung und Steuerbelastung erschöpft war, griff eines Tages die Festung an und vertrieb den Tyrannen für immer. Noch heute soll in Vollmondnächten eine Flamme durch die Mauern der Festung wandern: Der Geist des Ritters, der dazu verdammt ist, ewig zu wandern, um für seine Missetaten zu bezahlen.