Letzte und erste Blumen der Dolomiten in den Wintermonaten
So erkennen Sie Blumen auf Ihren Winterwanderungen
Der Sommer endet in violetten und lila Farbtönen. Die letzten goldenen Strahlen, die durch die dichten Äste des Buchenwaldes dringen, erhellen Gruppen eleganter Alpenveilchen, die mit ihrem süßen Duft den bevorstehenden Abschluss des Jahres ankündigen. Bald sinken die Temperaturen, die Zweige werden kahl und die Farben, die den Sommer bunt gemacht haben, verschwinden.
Die Farben der Blumen und somit der Jahreszeiten und der umgebenden Natur sind durch genetisch bestimmte chemische Substanzen, Pigmente genannt, bedingt, deren Ausdruck und Intensität aber auch eine Folge einer präzisen Mischung aus Temperatur, Mineraliengehalt im Boden und Sonnenlicht ist. In jeder Jahreszeit, jedem Lebensraum und Jahr gibt es kleine Unterschiede: Delphinidin, Cyanin und Peonidin sind die Pigmente von Rosa, Purpur und Lila, während Carotinoide für Gelb verantwortlich sind. In keiner Jahreszeit verzichtet die Natur nämlich darauf, sich in Farben zu „kleiden“. Auch der Winter, eine Jahreszeit mit wenig Sonnenschein und knappen Ressourcen, hat Chlorophyll und Flavonoide, das heißt Pigmente, die die Farben Grün und Weiß definieren und farblich mit dem Schnee abgestimmt sind.
Die kräftigen Blütenblätter, die wir auf unseren Winterwanderungen in den Dolomiten sehen, sind jene der Blumen mit dem tödlichen Ruf: Helleborus. Ihr Name erinnert an den Tod, den sie beim Verzehr verursachen: In der Antike wurden sie die „Speise, die tötet“ genannt, weil das im Stamm enthaltene Helleborin ein starkes Herzgift ist. Man sagt, dass diese Pflanzen einst zur Behandlung von Wahnsinnigen verwendet wurde. Bei überhöhter Dosis verursachten sie jedoch den unvermeidbaren Tod.
Der Helleborus niger, oder Weihnachtsstern, schmückt zwischen Dezember und April Bergwiesen, Laubwälder und Büsche. Die Blütenblätter des Helleborus viridis, dem grünen Nieswurz, können hingegen im Februar in den Lichtungen der Wälder oder an ihren Rändern beobachtet werden. Sie sind blass wie der Schnee oder grün wie das Chlorophyll, das sie in großen Mengen enthalten. Der stinkende Nieswurz (Helleborus foetidus) kommt nur in den Trentiner Dolomiten vor: Er hat glockenförmige, grünliche Blüten mit rötlichem Rand und, wie der Name schon sagt, einen unangenehmen Geruch.
Den Frühling kündigt eine zartere Schönheit an, die milchweiß ist, wie es ihr Name verheißt: Galanthus nivalis, oder Schneeglöckchen, das in den feuchten Wäldern, entlang Bächen, auf Wiesen und in Laubmischwäldern einen bevorstehenden Neuanfang anzeigt.
Blumen bekleiden die Dolomiten wie kostbare farbige Juwelen und passen sich in Form, Nuancen und Strategien den Jahreszeiten an. Wenn Sie mehr über diese Blumen wissen wollen, besuchen Sie einen der vielen botanischen Gärten. Ein idealer Ort ist der Giardino Botanico Alpino Viote (Alpine Botanische Garten Viote) von Monte Bondone, in der Nähe von Trient, der aber nur nach Vereinbarung geöffnet ist.