In Weiß gekleidet: Tiere der Dolomiten im Winter
Rebhühner, Hasen und Hermeline: Meister der Tarnungskunst
Auf den ersten Blick sieht die Schneedecke wie eine unbewohnte Oberfläche aus, aber bei genauerem Hinsehen bemerkt man, dass es sich stattdessen um eine unerwartet wichtigen Lebensraum handelt. Hirsche, Hasen, Füchse, Rehwild, kleine Nagetiere und sogar Bären hinterlassen Spuren ihres Durchgangs und schaffen Arabesken aus Abdrücken, die das verborgene, stille und rätselhafte Leben der Bergwelt in den Wintermonaten offenbaren.
Diejenigen, die die Gelegenheit dazu hatten, haben bereits die kalten und unwirtlichen Berghänge der Dolomiten verlassen und sich nach Süden begeben, in wärmere und großzügigere Unterschlüpfe. Einige haben ihre Lebenstätigkeiten „ausgesetzt“ und in einer warmen Höhle ihren Winterschlaf begonnen. Für diejenigen, die hingegen wach geblieben sind, bedeutet der Winter Veränderung: Sie müssen nun nicht nur ihre Physiologie und ihr Verhalten, sondern auch ihr Aussehen an die harte Winterzeit anpassen.
Niedrige Temperaturen, Nahrungsknappheit und hohe Sichtbarkeit aufgrund des Mangels an Laub und Schnee machen jeden Tag zu einer Herausforderung, die es zu meistern gilt: Einige Tiere steigen hinab ins Tal, auf der Suche nach besseren Bedingungen, viele brauchen ein dickeres Fell und andere wechseln ihre Farbe.
„Untertauchen“ ist ein Schlagwort für das Überleben im Winter in den Dolomiten
„Untertauchen“ ist ein Schlagwort für das Überleben im Winter in den Dolomiten. Der Meister der Tarnungskunst ist sicherlich das weiße Rebhuhn. Es verändert sich praktisch das ganze Jahr über sein Aussehen: Sein Gefieder variiert von grau-braun im Frühjahr und Herbst bis hin zum sommerlichen Braun, während es im Winter makellos weiß wird, wie der Schnee an den Hängen im Hochgebirge, in denen es lebt. Weiß für beide Geschlechter, die in den anderen Jahreszeiten unterschiedliches Gefieder haben, mit Ausnahme des dünnen schwarzen Streifens zwischen Auge und Schnabel, der für Männchen charakteristisch ist.
Der Alpenhase ist ein würdiger Meister der kryptischen Tarnung: Das weiße Winterfell, mit Ausnahme der Spitze seiner langen Ohren, wappnet ihn für die härteste Jahreszeit. Besonders dick ist es an den Hinterläufen, damit er im Schnee nicht einbricht.
"Ein schlankes, leichtes und flinkes Raubtier wie der Hermelin kann sich in der kalten Jahreszeit keine einzige erfolglose Jagd leisten"
Aber nicht nur die Beute verspürt in dieser Jahreszeit das Bedürfnis zu verschwinden: Ein schlankes, leichtes und flinkes Raubtier wie der Hermelin kann sich in der kalten Jahreszeit keine einzige erfolglose Jagd leisten. Das dicke Winterfell bietet einen guten Schutz vor Wärmeverlust, während dessen Farbe – zimtfarben im Sommer und weiß im Winter – für tödliche Hinterhalte perfekt ist. Nur die Schwanzspitze ist sichtbar, die das ganze Jahr über schwarz ist und die Position des Kleintiers verrät.
Ein Treiben von weißen Wesen: Das sind die Dolomiten im Hochgebirge im Winter. Lassen Sie sich nicht von der scheinbaren Ruhe täuschen: In den Tälern werden Kämpfe, Flucht- und Versteckspiele in all ihrer Schönheit und Eleganz ausgetragen, um die Härte des Winters zu überleben.