Valle di Ledro und Alto Garda: Der 3. Abschnitt des Friedensweges
Von der Hütte Pernici zur Hütte Damiano Chiesa, mit einem Sprung in den Gardasee
Die Sonne ist gerade erst aufgegangen und während du eine Tasse Kaffee auf der Terrasse der Hütte Pernici trinkst, siehst du dir noch einmal die Strecke an. Du hast die anspruchsvollsten Abschnitte hinter dir gelassen, die dich vom Tonale-Pass bis hierher gebracht haben. Jetzt geht es, zumindest bis zur nächsten Etappe, immer bergab. Buchstäblich.
Ja, denn der dritte Abschnitt des Friedensweges, der drei Etappen umfasst, ist ein Auf und Ab. Die erste Etappe führt von einer Höhe von 1600 Metern hinunter an das sanfte Ufer des Gardasees (66 m Höhe). Wenn es die Jahreszeit zulässt, kannst du ein Bad im See nehmen und einen entspannten Nachmittag in Riva del Garda verbringen. Am nächsten Tag kannst du eine leichte Wanderung von Riva del Garda bis zur Ortschaft Torbole unternehmen und dann wieder hinauf (diesmal geht es wirklich bergauf) bis zur Hütte Damiano Chiesa (2059 m) gehen, von wo aus man eine der schönsten Aussichten des Trentino hat.
Wovon wir dir hier erzählen, ist einer der erholsamsten Abschnitte des Friedensweges, der 495 km langen Route, die das Trentino vom Tonale-Pass bis zur Marmolada, vorbei an den Schauplätzen des „Weißen Krieges“, durchquert. Wie immer empfehlen wir dir, aufmerksam die Vorsichtsregeln in den Bergen zu lesen und dich im Voraus bei den Betreibern der Hütten zu erkundigen, ob diese geöffnet sind und Übernachtungsmöglichkeiten bieten.
Nach diesen Empfehlungen ist es nun soweit, sich wieder auf den Weg zu machen.
P.S.: In unserer Geschichte über den Friedensweg haben wir die ersten beiden Abschnitte ausgelassen, weil sie große technische Schwierigkeiten aufweisen, die nicht für jedermann zu bewältigen sind. Um mehr darüber zu erfahren, verweisen wir auf die Website Trentino Grande Guerra.
ETAPPE 1: Von der Hütte Pernici nach Riva del Garda
Das Schöne an dieser Etappe ist, dass sie in wenigen Stunden zwei ganz unterschiedliche Seiten des Trentino zeigt, die allerdings auch seine Essenz ausmachen.
Zuerst spürt man die frische Luft des Hochgebirges, dann, sobald man an Höhe verliert, die milde Brise des Gardasees und seine Düfte, die eher eine mediterrane Atmosphäre mit Oliven und Feigen als die der Alpen in Erinnerung rufen, die einen bisher begleitet haben. Ein langer Abstieg von den 1.600 Metern der Hütte auf die 66 m ü.d.M. von Riva del Garda.
Am Ufer des Sees angekommen, kannst du die Badesachen anziehen und ein erfrischendes Bad nehmen. Nach all dem Wandern hast du dir das redlich verdient! Den Nachmittag kannst du nutzen, um den Ort, die Piazza mit den Bars, die auf den kleinen Hafen blicken, das Museum in der Rocca di Riva zu besichtigen, oder mit dem Panoramalift auf die venezianische Bastion fahren und den herrlichen Blick auf den See, vielleicht begleitet von einem Glas Trentodoc, genießen.
ETAPPE 2: Von Riva del Garda nach Nago
Dies ist eine leichte Etappe: Nur 12 km trennen Riva del Garda von der Ortschaft Nago. Eine leichte Wanderung, aber reich an Geschichten. Wir erzählen zwei davon: die erste reicht in jüngere Zeit zurück und ist mit dem Ersten Weltkrieg verbunden, dessen Spuren man auch heute noch sehen kann, wenn man die Festungen des Monte Brione erkundet, dem Hügel, der Riva del Garda von Torbole trennt. Die andere, wesentlich ältere, führt in das 15. Jahrhundert zurück, als die Republik Venedig auf dem Höhepunkt ihrer Macht stand.
Man schrieb das Jahr 1438, und die Serenissima wollte sich nach Westen hin ausdehnen, doch die Flotte des Herzogtums Mailand war auf dem Gardasee unangefochten. Also hatte Venedig eine visionäre Idee. Es segelte mit einer Flotte von 25 großen Schiffen, 2 Galeeren und 6 Fregatten von der Etschmündung bis zum Dorf Mori, nur einen Katzensprung vom Gardasee entfernt. Allerdings gab es ein scheinbar unüberwindbares Hindernis, das den Fluss von den Bergen trennte: die Berge. So machten sich die Venezianer an ein legendäres Unterfangen. Sie setzten Tausende von Ochsen ein, bauten aufwendige Maschinen und Straßen, rissen Wälder und Häuser nieder und schafften es, die Galeeren über die Berge und danach hinunter zum Gardasee zu bringen. Dieses Unterfangen ging in die Geschichte als Galeas per montes ein.
Jetzt ist es an der Zeit, die Berge zu überqueren, um Riva del Garda hinter sich zu lassen und sich nach Nago aufzumachen, wo die nächste Etappe des Friedenswegs beginnt.
ETAPPE 3: Von Nago zur Hütte Damiano Chiesa
Nach zwei mehr oder weniger erholsamen Etappen wartet nun eine anspruchsvolle Etappe. Vom Gardasee aus geht es auf den Gipfel des Monte Altissimo, fast 2000 Meter höher. Die Strapaze wird jedoch mit einem der schönsten Ausblicke des Trentino belohnt.
Es empfiehlt sich, früh aufzubrechen, um rechtzeitig in der Hütte Damiano Chiesa anzukommen und sich angesichts der nächsten Etappen des Friedensweges entsprechend auszuruhen. Außerdem kannst du eine Zwischenpause auf der Malga Zures einlegen, die in etwa anderthalb Stunden Fußmarsch von Nago aus erreichbar ist und wo man die Überreste einiger österreichisch-ungarischer Stellungen erkunden kann.
Das Ziel sollte in etwa sechs Stunden Gehzeit erreicht werden können (kleiner Wermutstropfen: leider geht es nur bergauf). Sobald du den Gipfel des Mone Altissimo und die Hütte Damiano Chiesa erreicht hast, kannst du auf den Weiden der Hochebene eine Pause einlegen, um das unbezahlbare Panorama vom Gardasee zu den Bergen des Trentino zu bewundern. Das hast du dir wirklich verdient!