Punta Linke (3629 m ü.d.M.) Ortler / Ortles-Cevedale – Pejo

Der erste weltkrieg: geschichte im eis

Punta Linke (3629 m ü.d.M.)  Ortler / Ortles-Cevedale – Pejo  #1
Punta Linke (3629 m ü.d.M.) Ortler / Ortles-Cevedale – Pejo #1
Punta Linke (3629 m ü.d.M.)  Ortler / Ortles-Cevedale – Pejo  #2
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Punta Linke (3629 m ü.d.M.)  Ortler / Ortles-Cevedale – Pejo  #3
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Punta Linke (3629 m ü.d.M.)  Ortler / Ortles-Cevedale – Pejo  #4
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Punta Linke (3629 m ü.d.M.)  Ortler / Ortles-Cevedale – Pejo  #5
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Punta Linke (3629 m ü.d.M.)  Ortler / Ortles-Cevedale – Pejo  #6
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Punta Linke (3629 m ü.d.M.)  Ortler / Ortles-Cevedale – Pejo  #7
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Punta Linke (3629 m ü.d.M.)  Ortler / Ortles-Cevedale – Pejo  #8
Punta Linke (3629 m ü.d.M.) Ortler / Ortles-Cevedale – Pejo #8

Als Folge der klimatischen Veränderungen treten in den alpinen Gletschergebieten zunehmend Zeugnisse der Hochgebirgskämpfe des Ersten Weltkriegs zutage. Die Abteilung Denkmalpflege der autonomen Provinz Trient startete deshalb mit ihrem Amt für Bodendenkmäler ein Forschungsprojekt zur wissenschaftlich fundierten Bergung dieser Fundstücke mit dem Ziel, den geschichtlichen und menschlichen Kontext der damaligen Ereignisse zu rekonstruieren.

Die Maßnahmen im Val di Pejo
Im Sommer 2007 begann die Zusammenarbeit zwischen den Archäologen und Restauratoren des Amtes und dem örtlichen Museum über den Ersten Weltkrieg "Pejo 1914-1918. La guerra sulla porta - Der Krieg vor der Haustür". Seither wurden gemeinsame Maßnahmen zur Suche, Dokumentation und Bergung von Fundstücken in den Hochgebirgsregionen des Val di Pejo organisiert.
Alle Projekte wurden auf Berggipfeln über 3000 Meter Höhe durchgeführt: Piz Giumela 3593 m ü.d.M., Punta Cadini 3524 m ü.d.M. und Punta Linke 3629 m ü.d.M.
Es wurden dabei alle Verfahren angewandt, die für eine Bergung der größtmöglichen Datenmenge nach wissenschaftlichen Kriterien notwendig sind, angefangen bei Erkundungsgängen, über archäologische Ausgrabungen mit Untersuchung der Quellen, bis zur Rekonstruktion der Gegebenheiten in den Stellungen, bevor sie verlassen wurden.

Der historische Rahmen
Im Sommer 1911 wurde auf der Cima Vioz auf 3535 m ü.d.M. von der Sektion Halle des Deutschen Alpenvereins die Viozhütte eingeweiht, die höchst gelegene Schutzhütte der Östlichen Alpen. 1915, mit Beginn der Feindseligkeiten zwischen Österreich-Ungarn und dem Königreich Italien, wurde die Hütte von den Österreichern zu militärischen Zwecken eingezogen und entwickelte sich im Laufe des Krieges zu einer der taktischen Kommandostellen an der Hochgebirgsfront.
Die wesentliche Aufgabe dieses komplexen militärischen Stützpunktes war die Koordinierung der Kriegshandlungen in seinem Einzugsgebiet - zwischen dem Colle Vioz und dem Ròsole - und dabei vor allem die Sicherstellung des Nachschubs aus dem Tal. Zu diesem Zweck wurde 1917 eine mächtige Materialseilbahn von Cogolo auf 1160 m ü.d.M. auf den westlichen Gipfel des Viozmassivs, Punta Linke auf 3629 m ü.d.M. gebaut. Von hier führte ein weiterer, 1300 m langer Abschnitt über den Forni-Gletscher auf die wichtige Stellung auf dem Südostgrat des Palòn de la Mare, der heute unter der Bezeichnung "Coston delle barache brusade" bekannt ist, auf etwa 3300 m ü.d.M.

Das Projekt Punta Linke
Die Tätigkeiten zur Suche, Bergung und Restaurierung der Bauten und Fundstücke auf der Punta Linke begannen im Sommer 2009 in Zusammenarbeit mit dem Museum in Pejo. Aufgrund der besonderen Umweltbedingungen wurden die Grabungen in den Sommermonaten durchgeführt, mit gering invasiven Instrumenten wie Wärmestrahlern und leichten Werkzeugen, die sich für Grabungen im Eis eignen.
Auf der Punta Linke war die Zwischenstation der Materialseilbahn in einem Stollen im Eis eingerichtet worden. Ein weiterer Stollen war in den Fels und in den Dauerfrostboden getrieben worden, um geschützt die andere Seite des Gebirgskamms erreichen zu können. In einer Holzhütte waren der Antriebsmotor der Seilbahn und eine Werkstatt untergebracht. Außerhalb wurden Barackenlager gebaut und auf dem Plateau nördlich des Kamms wurde eine Artilleriebatterie aufgestellt. Nach Einstellung der Feindseligkeiten wurde der Stützpunkt aufgegeben und enorme Materialmengen unterschiedlicher Art blieben zurück.
Die archäologischen Grabungen führten zur vollständigen Freilegung der Baracke, in der der Dieselmotor deutschen Fabrikats aufgestellt war, der in verschiedene Teile zerlegt in dem Tunnel gefunden wurde. Weiter wurde der Stollen freigelegt, in dem die Originalstrukturen zur bergbaulichen Vorbereitung sowie viele weitere Materialien gefunden wurden, wie eine Transportkiste der still gelegten Materialseilbahn.
Der größte Teil der beweglichen Materialien wurde außerhalb der Bauten gefunden: Arbeitsgeräte, Stacheldrahtrollen, Material für die Seilbahn, Schutzschilder, Helme, ein Krautbottich usw.
Von besonderem Interesse sind etwa Hundert Überschuhe aus Roggenstroh, die auf traditionelle Weise gefertigt waren und von den Soldaten während des Wachdienstes getragen wurden. Ein Teil der Überschuhe hatten eine Sohle aus kleinen Holztäfelchen. Ein solches Holztäfelchen trägt den Stempel des Kriegsgefangenenlagers in Kleinmünchen, bei Linz in Österreich. Auf anderen Sohlen stehen Namen (Antonio, Januk), die wahrscheinlich die Träger der Schuhe bezeichneten.
Die Grabungen und die Tätigkeiten zur Konsolidierung setzten sich bis zum Sommer 2014 fort, mit großem Organisations-, Logistik- und Arbeitsaufwand. An der Restaurierung und Absicherung der Bauten arbeiteten auch die Bergführer des Trentino mit.
Die schnelle Verderblichkeit von Fundstücken aus dem Eis, vor allem wenn es sich um organische Materialien handelt, machte erste Konservierungsmaßnahmen vor Ort notwendig, die von den Restauratoren des Amtes durchgeführt wurden.
Um die Geschichte des Areals im Hinblick auf Geomorphologie, Paläoumwelt und Eisentwicklung zu rekonstruieren, arbeitete auch ein Team von Glaziologen der Universitäten Pisa, Rom, Mailand-Bicocca und Padua mit den Archäologen der autonomen Provinz Trient und der archäologischen Gesellschaft SAP aus Mantua zusammen. Bei den verschiedenen Grabungs- und Untersuchungsphasen wurden Filmaufnahmen für den Dokumentarfilm "Punta Linke. La memoria" des Regisseurs Paolo Chiodarelli gemacht.
Heute ist Punta Linke eine Gedenkstätte des Ersten Weltkriegs, wahrscheinlich die höchstgelegene in ganz Europa. Auf der Punta Linke hat das Eis einen Großteil der Versorgungsanlagen erhalten und das macht die Besichtigung besonders eindrucksvoll. Das Areal auf der Punta Linke wurde im Juli 2014 eingeweiht und ist im Sommer für die Öffentlichkeit zugänglich. Die Besichtigung ermöglicht es, das Umfeld der dramatischen Kriegshandlungen hautnah zu erleben, das uns die Natur nach beinahe einem Jahrhundert in perfektem Zustand wieder offenbart.

Wegbeschreibung: von Pejo, SAT-Weg Nr. 105 mit Aufstieg vom Doss dei Cembri (auf 2300 m Höhe, mit den Aufstiegsanlagen zu erreichen) bis zur Schutzhütte Vioz Mantova.

Informationen und Besichtigung: Museo Pejo Tel. 348 7400942, Rifugio Vioz Mantova Tel. 0463 751386 (geöffnet 20. Juni - 20. September).

 

*Der durch schlechtes Wetter beschädigte Ausstellungsparcours ist den gesamten Sommer 2023 für die Öffentlichkeit geschlossen.

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