Unvergessliche Anstiege
Von den 23 legendären Anstiegen des Trentino haben wir sechs für Sie ausgewählt
Radsport-Champion Francesco Moser pflegte zu sagen, dass es mit dem Fahrrad keine unmöglichen Wege gebe: Denn mit Geduld, Engagement und gesunder Eigeninitiative könne jeder Anstieg erklommen werden. Dazu ein geeignetes Rennrad, eine Flasche mit frischem Wasser – und schon kann’s losgehen!
Jeder Aufstieg ist ein Abenteuer. Mit jeder Haarnadelkurve, mit jeder weiteren Kehre kommen wir unserem Ziel näher und näher. Radfahren bergauf ist ein Crescendo der Gefühle.
Beim Radfahren geht es nicht nur darum, sportliche Höchstleistungen zu vollbringen oder sich im Kampf gegen die Uhr oder einen Gegner zu messen, sondern vielmehr um die Suche nach dem puren persönlichen Vergnügen: inmitten der Natur auf positive Weise die Anstrengung wahrzunehmen, den Duft der Tannenbäume zu riechen, den Blick auf die grünen Wiesen, den blauen Himmel oder die beruhigende Weite eines Hügels schweifen zu lassen, ehe die Straße dann schließlich flach wird und der Anstieg bewältigt ist.
Am Ende des Anstiegs kann man sich dann in Ruhe über das erreichte Ziel und auf die bevorstehende Abfahrt freuen. Die Pause dort oben ist aber auch perfekt, um sich über einige einfache Dinge zu freuen: die fröhliche Gesellschaft anderer Radfahrer, die frische Luft, die aus dem Tal aufsteigt, der Klang des eigenen Atems.
Wenn Sie im Trentino in die Pedale treten, ist es die Natur, die das Tempo vorgibt. Wir haben hierfür sechs Bergrouten ausgewählt, die Sie wirklich nicht verpassen sollten.
Es ist eine Auswahl von Touren der legendären “Salite da Mito” des Trentino. Die 23 Strecken sind allesamt mit Schildern ausgezeichnet, die fortlaufend Kilometerzahl und Höhenmeter ausweisen. Es sind Routen, die als Symbol für den Radsport stehen. Und die als Etappen des Giro d’Italia oder der Tour des Alpes in der ganzen Welt bekannt sind.
#1 Anstieg Passo Rolle
Der Passo Rolle, der von der Primiero-Seite aus befahren wird, war der erste Alpenpass, der 1937 als Etappe in den Giro d'Italia aufgenommen wurde. Es war Gino Bartali, der ihn als Erster erklomm und sich hier das legendäre Rosa Trikot überstreifte. Der Anstieg führt über 23 Kilometer. Dabei tauchen Sie in eine Landschaft ein, die ihresgleichen sucht: rechts die Pale di San Martino, links die malerische Lagorai-Kette. Nach dem Dorf San Martino di Castrozza sind es noch etwa 9 Kilometer bis zum Gipfel, die über eine ganze Reihe von Spitzkehren führen. Die Ankunft am Pass auf 1.970 m ü. d. M. belohnt jeden Radfahrer mit dem unvergleichlichen Panorama auf die weißen Gipfel der Pale di San Martino.
#2 Anstieg Gardeccia
Der Gardeccia ist ein kurzer, aber anspruchsvoller Anstieg. Etwas über 6 Kilometer lang, hat die Strecke eine durchschnittliche Steigung von 10 % – mit einigen Rampen von bis zu 17 %. Von Pera di Fassa aus geht es direkt mit einigen steilen Abschnitten los, in denen man schon die ersten Male aus dem Sattel gehen kann. Nach einer kurzen Verschnaufpause verengt sich die Straße bei Baita Regolina und wird wieder steiler. Die einen Kilometer lange Gerade mit einer Steigung von bis zu 17 % ist die Schlüsselstelle: Hier gilt es, hart zu sich selbst sein. Daraus entstehen ganz besondere Glücksgefühle. Spätestens dann, wenn auf dem letzten Stück die majestätische Schönheit der Torri del Vajolet alle Anstrengungen vergessen lässt.
#3 Anstieg Polsa
Der Polsa-Anstieg wird oft unterschätzt, weil er nicht übermäßig steil ist. Mit seinen 19 Kilometern geht er aber definitiv an die Substanz und gilt deshalb auch als ein wahrer Gigant der Alpen: Langsam anfahren ist angesagt! Der härteste Teil des Anstiegs hat eine Steigung mit 10 %, die sich durchaus bemerkbar macht. Im Jahr 2013 hat Vincenzo Nibali beim Giro d'Italia hier den Grundstein für seinen Gesamtsieg gelegt.
#4 Anstieg Menador
Unter den legendären Anstiegen des Trentino nimmt der Menador einen besonderen Platz ein. Nie Teil eines großen Etappenrennens gewesen, ist die Strecke dennoch eine der schönsten des Trentino – und das nicht nur für Radsportfans. Rund 8 Kilometer lang erreichen einige Abschnitte Steigungen von bis zu 13 %. Die Straße ist schmal, kurvenreich und verläuft eingebettet zwischen den Felsen. Sie beginnt in Caldonazzo im Valsugana und erreicht die Festungen von Lavarone und Vezzena. Etwa auf halber Strecke bietet sich ein Stopp am Aussichtspunkt an, der einen herrlichen Blick auf die Seen von Caldonazzo und Levico bietet.
#5 Anstieg Monte Bondone
Der Monte Bondone ist ein Anstieg mit einzigartiger Radsportgeschichte. Der Luxemburger Radrennfahrer Charly Gaul („Engel der Berge“) wurde hier während des Giro d'Italia 1956 zur Legende, als er den Anstieg im Alleingang auf verschneiter Straße bezwang. Die Strecke führt über 18 km mit 38 Kehren und 1.485 Höhenmeter, erreicht dabei bis zu 17 % Steigung. Während man seine körperliche und mentale Ausdauer testet, kann man die Aussicht auf das Valle dell'Adige sowie Trento genießen. Oben angekommen, hat man die Gewissheit, einen echten Radsportklassiker bezwungen zu haben – ein wirklich besonderes Gefühl.
#6 Anstieg Madonna di Campiglio
Am Aufstieg nach Madonna di Campiglio verbinden sich schöne mit traurigen Erinnerungen: Viele Fans sehen es noch vor sich, wie Marco Pantani 1999 im Rosa Trikot im Zentrum von Campiglio einfuhr, um die Bergetappe überlegen zu gewinnen. Gleichzeitig war dies der letzte Etappensieg des 2004 so früh verstorbenen Pantani. Die Strecke beginnt in Pinzolo im Val Rendena und führt mit moderaten Steigungen über 15 Kilometer. Pantani kletterte hier mit fast 30 km/h im Schnitt nach oben. Dennoch sollte man es als Amateur lieber langsam angehen lassen. Auf den letzten beiden Kilometern flacht die Route allerdings ab – und dann bietet sich ein unvergleichlicher Blick auf die mächtigen Brenta-Dolomiten.